Montag, 14. Dezember 2015

ULTRAS nella vita… non solo alla PARTITA!



Samstag morgen, 08.00 Uhr, zwischen Rom und Neapel, der Schaffner weckt mich im inzwischen ansonsten leeren Schlafabteil, reicht mir die „Corriere della Sera“ und einen frischen Kaffee, ich schaue mir die Vorschau der Spiele des Wochenendes durch und studiere die Ranglisten. Durch das Fenster fallen die ersten Sonnenstrahlen ein während sich draussen am Horizont Pinienbäume mit den ersten Vororten Neapels abwechseln. Das sind Momente wo ich mal wieder weiss, alles richtig gemacht zu haben! Ein pures Gefühl der Freiheit!

US Salernitana – Ascoli Picchio

Stunden später, nach einer herrlichen Pizza an der Hafenpromenade Salerno‘s bei 15 Grad und Sonnenschein wartete das erste Spiel des Wochenendes auf mich. Das es mal wieder Salerno war, war für mich in diesem Moment egal, denn  auch heute überzeugte das Geschehen auf den Rängen Salerno’s. Zwar nicht mehr ganz so gut gefüllt wie auch schon in letzter Zeit und mit gerade einmal 80 enttäuschenden Gästen aus Ascoli Piceno im Gästeblock, aber doch mit laustarker Unterstützung und mal wieder herrlichen Gesängen. Ein paar wenige Gesänge gab es später in Neapel auch noch bei der Basketball Sektion von Lokomotive Flegrea (calcio popolare Verein aus Neapel http://lokomotivflegrea.it/), bevor wir auf der Piazza Bellini bei Birre e Pizze den Tag ausklingen liessen.











Herculaneum 1924 (Ercolanese Calcio) – Boys Caivanese

Sonntag in der Früh sind ja in den unteren Ligen Neapel’s immer mal wieder paar Spiele, so auch heute wieder und mit der Partie Ercolanese – Boys Cainavese sogar ein kleines Highlight dieser Liga, war nämlich ein Spitzenspiel Erster gegen Dritter und die beiden Fanszenen sind miteinander befreundet. Just als wir den Vorplatz des Stadions betraten fuhr der Bus mit den rund 30 - 40 Gästeultras ein und wurde von den Heimultras feierlich begrüsst. Im Stadion gingen die Freundschaftsbekundungen weiter, es wurde farbiger Rauch in den Klubfarben gezündet und die Freundschaft ständig besungen. Bei der Brigata Vesuviana Ercolano waren es dann so 50, 60 Ultras die doch für wirklich gute Unterhaltung sorgten und es gab kaum 10 Minuten als mal nichts gezündet wurde. Die Gästeultras konnte man leider nie hören (es gab nur eine Tribüne und die beiden Sektoren waren durch eine grosse Plexiglas-Wand getrennt getrennt) doch optisch war immer was los und es machte doch einen ordentlichen Eindruck, immer wieder etwas Pyro, viel Handeinsatz und ständigem Schwenken Ihrer Fahnen. Das Spiel ging dann auch freundschaftlich mit 2-2 aus.





Cavese – Vibonese

Phuu, dieses Cavese! Einfach schwer zu beschreiben, völlig begeistert war ich von Ihnen im letzten Jahr nach dem genialen Auftritt bei Brindisi. Völlig begeistert war ich auch heute wieder. Diese Lieder, dieser Trommler, dieser wilde Capo, diese tobende VIP-Bande in Anzug auf der Haupttribüne, diese Intensität der Gesänge, diese Leidenschaft… Cavese ist einzigartig, Cavese ist einfach unglaublich. Ich weiss nicht warum, aber die ticken da einfach anders.  Die Gesänge, es sind nicht diese neuen Italo-Youtube-Klassiker, es sind nicht die extrem melodiösen Argentinien Gesänge, es ist irgendwie ganz was eigenes, auch ältere Klassiker zu hören, aber auch vieles was ich noch nie gehört habe, und einfach auf eine eigene Art, mit einer eigenen Intensität, einer eigenen Leidenschaft gesungen. Es wurde eigentlich 90 Minunten durchgehüpft, durchgepogt und wenn ein Lied mal etwas abflachte kam aus irgendeiner Ecke wieder ein paar Jungs die noch eine Schippe drauflegten und den Mob noch mehr motivierte. Von aussen erscheint das ganze wie ein verschworener Haufen von Freunden aus einer Stadt etwas im „Niemandsland“ zwischen Salerno und Napoli gelegen,  die unbeugsamen Ultras aus Cava de Tirreni. Sie sind nicht die meisten, sie sind nicht die lautesten, aber sie sind da, immer und überall, setzen sich für Stadt und Leute ein, sie sind da wenn der Verein kurz vor dem Konkurs steckt, sie sind da in Siracusa (650 km pro Weg durch Süditalien) mit 250 Ultras (und damit kaum mehr als zu Hause), und sie singen, und wie! PASSIONE E MENTALITA!




Dienstag, 24. November 2015

Italia November 2015



Wieder mal kam es anders als geplant und erneut klappte es mit einem Besuch in Martina Franca nicht. Zu schön wäre es gewesen, Taranto-Gallipoli um 14.30 und um 18.00 Uhr Martina-Matera um danach problemlos noch den Nachtzug in den Norden zu erreichen. Wie letztes mal vor einem halben Jahr wurde aber das Martina Heimspiel kurzfristig auf den Nachmittag vorverschoben und wir mussten das Programm wieder mal ändern, aber auch das hatte es in sich.

 Fidelis Andria – AS Mefli 0-0
Andria hat mich in den letzten 2 Jahren sehr fasziniert, stieg man innert 2 Jahren doch von der Eccellenza direkt 2 Ligen rauf in die Serie C. Besonders im letzten Jahr in der Serie D überzeugte die Kurve damals mit fast immer voller Kurve und vollen Gästeblocken, sofern die Ultras denn reisen durften (was zumindest in der Serie D zumeist noch der Fall war). So hatte ich doch recht grosse Erwartungen an das heutige Spiel. Gäste erwartet ich zwar ein paar wenige (erfuhr eigentlich nichts von einem Verbot), schlussendlich blieb der Gästeblock leider leer, wobei mehr als 50 Mann hätte man wohl eh nicht erwarten können. Die Heimkurve (die Woche davor noch mit Top Auftritt bei Monopoli mit 700 Mann) nicht mehr ganz so gut gefüllt wie in letzter Zeit und auch die Stimmung konnte nicht ganz so überzeugen, wohl auch dem eher langweiligen Kick (0-0) und den fehlenden Gästen geschuldet. 


US Foggia – SS Monopoli 1966 0-2
Wieder machte uns der Verband einen Strich durch die Rechnung und verbot die Gäste aus Monopoli. Trotzdem durften wir heute 2 gut aufgelegte Kurven erleben, Foggia ja schon seit längerem mit 2 Kurven. Fast das ganze Stadion mit Papierrollen Choreo und immer wieder Pyro auf allen Tribünen ausserhalb der Haupttribüne. Besonders die Curva Nord sorgte mit ihren vielleicht 500 Ultras für einen kurzweiligen Abend. Schöne Lieder untermalt mit Trommeln und sehr guter Lautstärke . Zwar vorwiegend eher junge Ultras, aber die Jungs hatten einfach Bock. Auch die eigentlich grössere Curva Sud rund um die Fedelissimi liess immer mal wieder von sich hören. Das Spiel war ein 90 minutiges Anrennen der Heimelf, 2 verschossenen Elfmeter und sicher 3 weiteren Hundertprozentigen. Die Tore schossen jedoch die Grün-Weissen mittels 2 herrlichen Fallrückziehern. Schade, die Gäste-Ultras rund um die Bad Boys Monopoli hätten hier wohl für ein richtig gutes Duell auf den Rängen gesorgt. Die Mannschaft bedankte sich nach dem Spiel geschlossen mittels Klatschen vor dem leeren Gästesblock! TRASFERTA LIBERE!


Ascoli Picchio FC 1988 – Perugia Calcio 1-0
Mit Hakenkreuzen an den Wänden und diversen Ultras 1898 Sprayereien empfing uns die Stadt Ascoli Piceno. Sieg Heil Rufe, die italienische Nationalhymne und laute Affengeräusche waren dann auch im Stadion zu hören… Supportmässig war es wie erwartet von den Weiss-Schwarzen. Eher klassisches Italo Liedgut mit sehr geiler Laustärke wechselten sich mit minutenlangen Phasen der Ruhe ab, ähnlich wie im letzten Jahr bei l’Aquila. Anders die rund 700 Gäste welche einen wirklich überzeugenden Auftritt hinlegten! Besonders die rund 200 Mann um die Hauptgruppe Ingrifati Perugia begeisterten mich. Geiles Liedgut, feinstes Gepöbel gegen die Ascolano’s, ein richtig motivierter Haufen war das! Auch die Brigata stand dem in nichts nach, wohingegen die 3. grosse Gruppe Perugia’s, die Armata Rossa, dann doch eher mit ihren Knall-Roten Pulli’s auffielen als mit Tifo. Allgemein ist das Verhältnis wohl nicht das Beste zwischen den Gruppen, gab es teilweise doch sichbare Gräben zwischen den Gruppen und man fährt auch meist getrennt zu den Auswärtsspielen. Immerhin steht man im Gegensatz zu anderen Kurven noch gemeinsam im Heim- sowie auch im Gästeblock und supportet soweit auch gemeinsam.






AC Cesena – AS Bari 1908 0-2
Bari seit Jahren auf dem Höhenflug, so geht es doch seit ein paar Jahren sportlich fast nur aufwärts und man steht auch in diesem Jahr wieder in den vorderen Tabellenpositionen. Am heutigen Sonntag Abend wurde die Mannschaft aus der Hauptstadt Apuliens von rund 2000 Ultras (!) begleitet, das bei einer Distanz von rund 500 km am Sonnabend doch enorm für Italien! Insgesamt rund 14500 Zuschauer kamen schlussendlich zu diesem Spitzenspiel, also 2 volle Kurven! Cesena dann aber leider kein Vergleich zur alten Zeit, waren zwar bemüht in Sachen Tifo und immer noch besser als vieles im Norden, aber doch noch Welten zu den früheren Jahren wo mich Cesena immer absolut begeistern konnten und für mich eine der grossen Kurven in Italien waren, nicht von der Masse aber von der Qualität. In der heutigen Zeit zu den grossen Kurven zählt bestimmt Bari. Allerfeinster Auftritt heute wieder, geile Lautstärke, top Lieder, oft der ganze Block am toben und das alles ohne Megaphon und Trommel. Für die heutige Zeit sicher ein Top-Auftritt der sich auch von der guten alten Zeit nicht verstecken muss. Bari, immer wieder gerne!

Laos / Thailand



Nach einer privat etwas schwierigeren Phase musste ich meinen Kopf mal etwas durchlüften und buchte kurzfristig 2 Wochen Laos / Thailand.  Zwar eigentlich ohne Fussball-Gedanken geplant, dennoch wurden es am Ende 3 Spiele und wieder mal ein neuer Länderpunkt (Laos). Ich flog direkt nach Luang Prabang und genoss da 3 herrliche Tage in der entspannten Kleinstadt und besuchte dabei die wunderschöne Gegend mit den diversen Wasserfällen. Danach zog es mich wohl in einen der Partyorte  in Südostasien schlechthin, Vang Vieng. Das Tubing wurde zwar 2012 erstmals von der Regierung verboten, jedoch ist es wohl inzwischen wieder auf dem Weg zu dem zu werden was es wohl mal war. Nicht mehr in der Masse wie früher, aber was ich da wieder mal erlebte war einfach nur krank. Da lassen sich 200, 300 Jugendliche die paar Meter von Bar zu Bar treiben und kippen sich die Birne voll. Auf Wunsch kriegt man zusätzlich noch so ziemlich jede andere gewünschte Substanz… Nach 3 Tagen Party in Vang Vieng brauchte ich dann mal ein bisschen Erholung mit Fussball in der Hauptstadt Vientaine. Gleich ein Doppler durfte es dann auch sein mit insgesamt handgezählten 87 Zuschauer. Und das unter anderem beim Saisonfinale der Lao Premier League vor doch eher bescheidenem Niveau. Lao Police Club unterlag im Classico von Vientaine gegen SHB Vieintaine mit 0-2. Abends in der Stadt gab es noch eine Halbzeit unterklassigem Fussball im alten Nationalstadion in der Stadt zwischen 2 Reservemannschaften.

Zurück in Thailand besuchte ich Weltenbummler Tüte der inzwischen in Bangkok eine eigene IT-Firma betreibt. Abends gings noch zum Spiel Muang Thong United-Chiangrai United. Erstaunlicherweise war die Bude beinahe ausverkauft, nur gegenüber des Yamaha Ultra Stand (heisst wirklich so!) gab es noch ein paar freie Plätze. Aus dem Norden (wobei die meisten wohl in Bangkok arbeiten) waren auch rund 1000 Anhänger angereist, welche jedoch kaum auffielen. Anders auf der Heimseite, war immer was los, leider teilte sich das ganze auf 4 Gruppen auf 3 verschiedenen Tribünen auf. Der Haupthaufen hinter dem Tor mit ca. 200, 300 Aktiven, daneben noch ein kleinerer Haufen auf der gleichen Tribüne, gegenüber nochmals 50 Mann und gar auf der Haupttribüne ein 30er Mob mit Pauke und Megaphon. Stimmung gab es durchgängig von allen 4 Gruppen. Schade, alle zusammen wär das ganz nett gewesen, aber auch mit dem durcheinander so mehr als erwartet. Fussball in Thailand dürfte in Zukunft durchaus noch was werden...

Nach 3 Tagen in Bangkok ging es noch für ein paar Tage auf Koh Samet um noch etwas Sonne zu tanken vor dem Scheiss Winter in Europa.