Donnerstag, 11. Februar 2010

Atalanta-Bari 1-0 (13000 Zuschauer, 1000 Gäste) 07.02.2010

Es ist immer wieder genial bei tristem Wetter von Norden her durch das Gotthardtunnel zu fahren und bei strahlendem Sonnenschein im Süden wieder rauszukommen, einfach ein wunderschönes Gefühl der Freiheit, zu wissen dass die meisten Leute noch ihren Suff ausschlafen während du bei Sonnenschein durch das wunderschöne Tessin fährst und einen Tag voller italienischer Lebensfreude vor dir hast.

Bari war im Norden zu Gast und da die Süditaliener momentan die Auswärtsblöcke der Serie A rocken wie momentan wohl kein anderer wollten wir uns dies natürlich mal genauer anschauen, und mit Atalanta hat man auch ein starkes Gegenüber, so zählen beide Kurven für mich mit zum Besten was Italien zu bieten hat.

Bei schönstem Wetter (ca. 10 Grad) betraten wir ne halbe Stunde vor dem Spiel den Ground (Tickets problemlos gegen Ausweis am Ground). Die Baresi mit ca. 1000 Fan’s im Block, darunter aber leider auch 200, 300 Umlandfans die sich nicht allzu oft dem Support widmeteten. Ist halt leider so dass bei Gastspielen süditalienischer Vereine im Norden sich im Gästeblock oft Gastarbeiter tummeln, die sich dann kaum am Support beteiligen. Die rund 600 Ultras boten dann aber einen soliden Support mit der gewohnt guten Mischung aus melodiösen Liedern und kurzen aber lauten Schlachtrufen begleitet von einigen grossen und kleinen Schwenkfahnen welche 90 Minuten in Bewegung waren. Die hohen Erwartungen meinerseits konnten aber nicht ganz erfüllt werden, da hatte ich Bari schon besser gesehen. Das tief im Abstiegskampf steckende Atalanta überzeugte mit praktisch voller Kurve, Supportmässig wars ok, fehlende akustische Hilfsmittel merkt man halt auch hier und optisch sieht die Kurve ohne Zaunfahnen und mit nur wenigen Schwenkfahnen einfach nur traurig aus. Ab und an kam das Potential der Curva Nord aber doch zum Vorschein und dann wurde es doch ganz schön laut. Meiner Meinung nach liegen die Stärken der Bergamaschi eher auswärts, wo sie in vergleichsweiser grosser Anzahl unterwegs sind. Das Spiel konnte Atalanta nach gutem Kampf in der 2. Halbzeit knapp mit 1-0 für sich entscheiden und sich damit wieder Hoffnungen im Abstiegskampf machen während für den Aufsteiger Bari die Europacup-Plätze sich doch langsam etwas entfernen. Einigermassen zufrieden gings dann zurück wo uns der Cisalpino für einmal ohne Verspätung nach Hause kutschierte.


Mittwoch, 3. Februar 2010

(Naher Osten) Teil 4: Zypern

Mitten in der Nacht in Larnaka (Cyprus Airline, 70 Euro) angekommen mieteten wir uns ein Auto (da der öffentliche Verkehr auf Zypern kaum existent ist). Damit zum ersten mal in meinem Leben im Links-Verkehr gefahren, was bei der ersten Kreuzung noch für ein kleiner Chaos führte… Nach 1, 2 Stunden hat man sich aber völlig dran gewöhnt. Als Unterkunft fanden wir in Larnaka ein nettes Appartment für 25 Euro für das Zimmer/Nacht. Für Zypern wohl top. Allerdings wird es wohl auch als Stundenhotel benutzt, anders kann ich mir die überdimensionalen Spiegel an der Decke über dem Bett und die vielen älteren Herren samt junger hübscher Begleitung im Hotel nicht erklären…

Alki Larnaka-Dighenis Morfou FC 3-1 (200 Zuschauer, 20 Gäste) 22.1.2010


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Da das Wetter an den nächsten Tagen zu wünschen übrig lass, verzichteten wir gross auf Kultur, hätten wir neben dem dichtgedrängten Programm an Fussballspielen eh nicht gross Zeit gehabt. Obengenanntes Spiel der zweiten zypriotischen Liga gab es am Freitag Abend, welches im netten aber viel zu grossen Zenon Stadion stattfand. Die ca. 200 Zuschauer inkl 20 Gästen fielen eigentlich überhaupt nicht auf, immerhin hatten die Gäste paar (hässliche) Zaunfahnen dabei und sangen alle 20 Minuten mal ein Liedchen. In der Nacht testeten wir noch das Nachtleben Larnaka’s. Im Sommer ist hier sicher die Hölle los, heute ging es eher ruhig zu und her. Trotzdem fanden wir noch ne nette Bar mit Livemusic, wo wir noch die eint oder andere Bekanntschaft machten…

Anorthosis Famagusta-Omonia Nikosia 1-3 (9000 Zuschauer, 2500 Gäste) 23.1.2010



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Am Samstag waren 2 Spiele angesagt. Der Knaller Anorthosis Famagusta gegen Omonio Nicosia am Vormittag, am Abend dann noch ein Heimspiel des Champions-League Teilnehmers Apoel Nicosia. Famagusta trägt seine Heimspiele in Larnaka aus, da der Norden Zypern’s um Famagusta ja seit 1974 durch die Türkei besetzt wird. Das heutige Spitzenspiel war ausverkauft, beide Kurven rappelvoll und mit wunderschönen Intro’s. Während die 2500 Gäste mittels grün-weisser Rauch-Wand auf sich aufmerskam machten präsentierte die Heimkurve eine schöne Blockfahne über die ganze Tribüne. Stimmungsmässig gings anfangs gut ab, ähnlich wie in Griechenland auch das Einklatschen des ganzen Stadion’s. Während dem Spiel wurde es aber immer ruhiger und oft sang jeweils nur der harte Kern von vielleicht 100-200 Mann auf beiden Seiten. Die Gäste konnten sich gegen Ende der Partie, als der Sieg feststand, nochmals enorm steigern und zeigten in den letzten Minuten was für ein Potential die Kurve hätte. Nach dem Spiel soll es noch kurz aber heftig geknallt haben, wir kriegten da aber nix davon mit da wir uns gleich nach dem Spiel nach Nikosia aufmachten.


Apoel Nikosia-Ermis FC 3-0 (4000 Zuschauer, 20 Gäste) 23.1.2010


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Hier recht früh den netten Ground betraten (Nationalstadion Zypern’s mit knapp 23000 Sitzplätzen). In der Heimkurve standen hinter diversen schicken Zaunfahnen, kompakt und alle in Orange gekleidet, ca. 200 Ultras, welche nen konstanten Support über 90 Minuten zeigten, ohne mich allerdings sonderlich zu begeistern. Gäste ca. 20 anwesend.



Apollon Limassol-AEL Limassol 0-2 (13000 Zuschauer, 5500 Gäste) 24.1.2010


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Am nächsten morgen anstatt wie meist bis fast mittags pennen mal etwas früher raus, mussten wir doch noch nach Limassol wo das Stadtderby zwischen Apollon und AEL bereits um 13.30 Uhr stattfinden sollte. Vor dem Stadion noch kurz auf Marc Hodel gestossen der wohl bei Apollon (trainiert von HSV-Legende Thomas von Heesen) irgendeinen Hampelmann spielen darf nachdem er im Sommer noch vor dem Saisonstart als Trainier bei APEP Pitsilia (1. Liga Zypern) entlassen wurde. Im Stadion dann auf der Gegentribüne gut und gerne 6000 AEL-Anhänger, ihrer Gegenüber wohl ca. 8000 Apollon Sympathisanten. Beide Fanblöcke schön zugeflaggt mit Zaunfahnen und die Stimmung vor dem Spiel war schon ziemlich gut. Genauso wie die Intro’s beider Kurve, während die Heimkurve dutzende Bengalo’s, Blinker und auch Papierrollen präsentierten, zeigten die Gäste eine Choreo mittels 2 Blockfahnen und Fähnchen. Leichter Punktsieg für die Heimkurve. Stimmungsmässig während dem Spiel dann leicht enttäuschend, wie schon bei Famagusta-Omonia konnte nur nach den Toren und zu Beginn des Spiel’s grosse Teile der Kurven animiert werden. Oft sang nur der harte Kern mit leichten Vorteilen für die Gäste, wohl auch des Spielverlaufs wegen. Allerdings muss man auch sagen dass es wohl kaum ein stimmungsfeindlicheres Stadion gibt.

Ethnikos Achna-Doxa Katokopia FC 1-0 (200 Zuschauer, 3 Gäste) 24.1.2010




Nach dem Spiel sofort weiter nach Achna wo das 5. Spiel innert 3 Tagen stattfinden sollte. Bei den wenigen Zuschauern die sich im schönen Kleinstadion einfanden waren leider keine Ansätze von Fankultur zu sehn, dementsprechend lange fühlten sich die 90 Minuten an.

Am Montag Abend wurden wir von unserer Freitag-Abend-Bekanntschaft noch an ein griechisches Anti-Rassismus Rock-Konzert in Nikosia eingeladen, bevor mein Flug dann in der Nacht wieder zurück in die Schweiz ging, während Lüku noch ne Woche in Zypern und Griechenland blieb.

Insgesamt war es eine Wahnsinn’s Tour bei welcher wir extrem viel erlebt haben. Das sehr vielfältige Israel, das interessante und bis anhin noch fremde und unbekannte Palästina, die faszinierenden Landschaften Jordanien’s, das wunderschöne Nildelta mit den unzähligen Tempeln in Ägypten bis zu Zypern, es war einfach ne Top-Tour, einzig der fehlende Länderpunkt Jordanien’s ist etwas schade.

Naher Osten Teil 3: Ägypten


El Daklyeh-Itesalat 0-1 (3000 Zuschauer, 1500 Gäste) 13.1.2010


Royal Jordanien brachte uns sicher nach Kairo wo wir es ziemlich eilig hatten, erfuhren wir am morgen durch den Ägyptischen Fussballverband das am Nachmittag ein Spieltag der 2. Liga stattfinden sollte (1. Liga pausierte ja wegen Afrika-Cup). Rasch Tickets für den Nachtzug nach Assuan gebucht und Gepäck gelagert, ging es zeitgedrungen mit dem Taxi zum Al-Sekka Al-Hadid Stadion wo heute das Spitzenspiel der 2. Ägyptischen Liga zwischen El Daklyeh und Itesalat stattfand. Zu diesem Kairo-Derby pilgerten 3000 Zuschauer wovon etwa die Hälfte „Gästefans“ waren. Ca. 40 Mann auf beiden Seiten (inkl einzelnen Schwenkfahnen) sangen eigentlich durchgehend, zwar etwas gewöhnungsbedürftige Gesänge und in nicht allzu grosser Lautstärke, aber trotzdem sehr interessant, da noch nie gehört. Das grosse Kairo Derby zwischen Al-Ahly und Zamalek dürfte also sicher mal die Reise wert sein.

Dem Nil entlang Richtung Süden fuhren wir mit dem schicken Nachtzug nach Assuan welches wir mit 3-stündiger Verspätung am Vormittag erreichten. Hier im Landesinnern Ägypten’s herrschten hochsommerliche 33 Grad am Tag. Schon unglaublich, die haben hier mit dem Januar den kältesten Monat und trotzdem noch über 30 Grad. Nach der Besichtigung des Staudamm’s vor Assuan buchten wir für den Folgetag ne Felukenfahrt auf dem Nil inkl Übernachtung. Diese werden hier in Assuan reichlich angeboten. Mit Fanan fanden wir den für uns geeigneten Capitano. An seinem Boot unschwer zu erkennen war er ein grosser Bob Marley Fan, dementsprechend „gemütlich“ sollte die Segelfahrt werden. Wir entschieden dann sogar noch eine Nacht dranzuhängen. Bei unserer Feluke waren grosse Teile der Fläche mit Matratzen belegt, auf welchem man geschlafen, gegessen und eigentlich auch den ganzen Tag gechillt hat. Am 2. Abend hielten wir in der Nähe von Fanan’s Haus und er lud uns kurz zu sich nach Hause ein. Von aussen sah die Gegend um sein Haus nach einem übelsten Ghetto aus, so war es mir anfangs bei der stockfinsteren Nacht schon nicht ganz wohl, sein Haus innen aber ganz nett, jedoch teilweise noch nicht ganz fertig. So will sich unser Bob Marley-Fan mit den Einnahmen der Felukenfahrten sein Haus Stück für Stück auszubauen um für seine 2 Frauen und 3 Kinder ein gemütliches Heim zu bauen. Die 2 Frauen sind ihm aber noch nicht genug, so erschienen im Standard Bild Programm auf seinem PC (als er mich bat neue Bilder auf seinen Blog (http://niledancer.blogspot.com/ ) zu laden) bei den letzten Aktivitäten lauter pornografische Bilder. Während Lüku, Mike (war auch auf der Feluke) und ich in einen Lachkrampf verfielen war es dem strenggläubigen Fanan doch ziemlich peinlich…


Am nächsten Morgen verliessen wir völlig ausgeruht Fanan’s Chill-out-Area und begaben uns mit dem Bus nach Luxor. Auf dem Weg machten wir noch 2 kurze Stopps bei den Tempeln von Kom Ombo und Esna. Weitere Tempel gab es dann in Luxor und Umgebung zu bestaunen wo wir die nächsten 2 Tage blieben. Mit gemieteten Fahrrädern gings vom Tal der Königinen zum Totentempel der Hatschepsut, welcher durch das Attentat 1997 (wo 62 Menschen erschossen wurden) traurige Berühmtheit erlangte. Auch Lüku's Kindheitstraum (ein Kamelritt in Ägypten) erfüllte er sich hier :-)


Mit dem Nachtzug machten wir uns nach 2 Tagen Luxor wieder auf den Weg nach Kairo, welches wir mit rekordverdächtigen 5 Stunden Verspätung erreichten (normale Fahrzeit 10 Stunden). Hier besuchten wir die berühmten Pyramiden von Gizeh, das einzige noch erhaltene der 7 Weltwunder der Antike. Leider ragen die Ausläufer der Riesen-Stadt Kairo bereits bis an die Pyramiden heran, was den Gesamteindruck doch etwas schmälert. Trotzdem sollte ein Besuch auf keiner Ägypten-Reise fehlen. Das Moloch Kairo konnte mich nur bedingt überzeugen, eine riesen-Stadt mit einen riesem Chaos, irgendwie sieht alles gleich aus und ruhigere Plätzchen um dem Chaos mal kurz zu entfliehen fehlen fast gänzlich. Irgendwie hat es mir z.b. in Assuan besser gefallen. Durch die Innenstadt Kairo's als nicht Einheimischer zu spazieren kann teilweise ganz schön anstrengend sein, wird man doch ständig von irgendwelchen Verkäufern oder Strassenhändlern angesprochen und dabei leider meist nur auf das Geld reduziert. Aber dies gehört wohl in touristischen Gebieten der arabischen Ländern einfach dazu.

Nach knapp 3 Wochen in arabischen Ländern verliessen wir nun Kairo in Richtung Zypern wo uns als Abschluss der Tour wieder etwas mehr Fussball erwartete.

Dienstag, 2. Februar 2010

Naher Osten Teil 2: Jordanien

Von Eilat gings problemlos über die Grenze nach Aqaba wo wir den Bus nach Wadi Rum für 3 Dinar (Dinar hat den gleichen Wert wie der Euro) betraten. Hier buchten wir gleich nen Jeep-Trip in die Wüste inkl. Übernachtung in einem Beduinenzelt. Die ganze Tour war schon sehr beeindruckend, wunderschöne Landschaften wie ich sonst nur aus Bildern her kannte. Hier wurde auch der Film Lawrence von Arabien gedreht. In einem Beduinencamp wurde dann übernachtet, wo es aber in der Nacht recht kühl wurde. Der Sternenhimmel aber wieder mal ein einziger Traum. Unzählige hell erleuchtete Sterne wie man es sonst kaum jemals zu Gesicht bekommt.



Nach einer frierend überstandenen Nacht gings weiter mit dem Bus für 3 Dinar nach Wadi Musa, dies ist die Stadt nahe Petra, einem der 7 neuen Weltwunder. Hier in nem gemütlichen Hostel für sensationelle 3 Dinar pro Nacht eingecheckt. Auf den Spuren von Indiana Jones (der letzte Kreuzzug wurde unter anderen hier gedreht) besuchten wir 2 volle Tage die verlassene Felsenstadt, bestiegen diverse Gipfel, wanderten stundenlang durch spektakuläre Felsschluchten und sahen uns die unzähligen beeindruckenen Bauten an.




Der Besuch eines Fussballspiel's sollte natürlich auch in Jordanien nicht fehlen und so verliessen wir schweren Herzen's Wadi Musa, Amman rufte. Mit 2 weiteren Touri's teilten wir uns ein Taxi (für 8 Dinar pro Person, der übervolle Bus wäre 5 Dinar gewesen) in die 3 stunden entfernte Hauptstadt Jordanien's. Hier wurde anfangs die Info von Zeitungsverkäufern noch belächelt das der Ball erst in 5 Tagen rollen soll und nicht wie auf allen Page's veröffentlicht am Montag und Dienstag. Am Montag vor dem Stadion und im Büro des Fussballverbandes bestätigte sich die Info aber leider, gesamter Spieltag auf Freitag und Samstag verschoben, und das obwohl selbst auf der arabischen Homepage goalzz.com (normalerweise sehr zuverlässig) bis Montag morgen der Spieltag noch drin stand. Was für ne scheisse... 5 weitere deutsche Hopper auch extra angereist, wobei 4 gleich wieder umkehrten Richtung Israel. Helge (H96) blieb mit uns in Amman (da sein Rückflug ab Amman ging). Hier nun 2 Tage relativ demotiviert rumgebracht, da uns Amman nicht allzu begeistern konnte. Ausser einem römischen Theater, der Zitadelle und paar netten Moschees gibts hier nicht allzu zu sehn. Wir überlegten noch den Flug von Mittwoch nach Kairo auf Samstag zu verschieben (was auch für 20 Euro möglich gewesen wäre), aber weitere 3 Tage in Amman zu verweilen schien uns zu sinnlos (und um noch gross weitere Tempel oder Ruinenstädte in der Nähe der Hauptstadt zu besichtigen fehlte uns die Motivation, litten wir doch auch langsam an akuter Tempelmüdigkeit) und in Ägypten wartete noch einiges an Kultur und Natur auf uns und auch da war noch nicht sicher ob überhaupt ein Spiel stattfinden würde. So verliessen wir nach 2 Tagen in Amman Jordanien, leider ohne Länderpunkt, Richtung Kairo.



Montag, 1. Februar 2010

Naher Osten Teil 1: Israel und Palästina

„Luegsch das wieder zruggchunsch“, „döt wör i nöd moll gratis anegoh“, „was, zu dä araber?“ musste ich mir von vielen anhören nachdem Sie erfuhren wo es diesen Winter hingeht. Natürlich liess ich mich davon nicht beirren und die Vorfreude war gross als es am Weihnachtstag mit Czech-Airline über Prag nach Tel Aviv ging. Mitten in der Nacht angekommen, blieb nur ein teures Taxi als Verkehrsmittel in die Stadt (da Sabbat). Beim vom letzten Israel Tripp bekannten Sky-Hostel (70 Schekel im Dorm) wartete bereits YB-Lüku auf mich (war bereits seit Hapoel Tel Aviv-HSV in Israel/Palästina), der sehnlichst auf seine von mir mitgebrachten (da zu Hause vergessen) Tee-Beutel wartete.


Hapoel Ramat Gan-Hapoel Tel Aviv 0-3 (4000 Zuschauer, 2500 Gäste) 26.12.09
Nach paar wenigen Stunden Schlaf gings dann bereits zum Fussball, Hapoel Tel Aviv auswärts bei Hapoel Ramat Gan (Vorort Tel Aviv’s). Gäste waren 2500 Zuschauer vor Ort, darunter ca. 250 Ultras die einen schönen 90-minütigen Sing-Sang boten. Heimfans ca. 20 Leute an Support interessiert.
Maccabi Tel Aviv-Beitar Jerusalem 4-3 (12000 Zuschauer, 3000 Gäste) 26.12.09
Nach dem Spiel gings mit Taxi zum Bloomfield (Heimstadion von Hapoel, Maccabi und Bnei Yehuda) wo der Knaller zwischen Maccabi Tel Aviv-Beitar Jerusalm stadtfand. Schon vor dem Stadion mächtig was los und etwas längere Schlangen an den Kassen. Schlussendlich genau beim Einlaufen der Spieler im Stadion gewesen und die Kurve von Maccabi gleich mit netter Choreo zu Beginn. Gästeblock auf der Gegentribüne war rappelvoll, leider konnten die nicht vollends überzeugen, sangen nur ab und zu was, wenn dann aber richtig geil und laut. Anders die Heimanhänger. Angeführt von 2 wohl sich nicht wirklich mögenden Gruppen (die einte hinter dem Tor, die andere bei der Eckfahne) tobte das Stadion über 90 Minuten hinweg. Richtig geile Gesänge in sehr guter Lautstärke, teilweise Beteiligung von sicher 90% der Heimfans (egal auf welcher Tribüne). Erinnerte alles sehr stark an Argentinien. Das Spiel natürlich auch sensationell. Ein richtig geiles 4-3 mit allem was dazugehört. Vollends zufrieden verliessen wir den Ground (wo es nach dem Spiel ruhig blieb) und liessen den Tag bei nem Bierchen (resp Tee) ausklingen.
Al Arob-Beitsahoar (200 Zuschauer) 27.12.09
Am nächsten Tag ging es zuerst mit einem Sherut (15er Minibus-Taxi’s) für 18 Shekel nach Jerusalem, von da direkt weiter nach Betlehem. Kurz vor Betlehem bei der Mauer raus und durch ein Stahlgitterlabyrinth zu Fuss nach Palästina. In Betlehem kurz die Geburtskirche angeschaut gings mit Taxi zum Stadion in Al-Khader wo wir dem Knüller der Palästinensischen 2. Liga beiwohnten. Spiel vor rund 200 Interessierten nicht wirklich spektakulär. Anfangs noch ganz angenehm wie freundlich die Einheimischen waren, mit der Zeit etwas stressig jedem 2. Anwesenden die Hand zu schütteln, dabei von jedem die Frage gestellt gekommen ob man Barca oder Real Fan sei und schlussendlich wurde sich sogar fast gestritten wer neben uns sitzen durfte…
Bnei Yehuda-Maccabi Netanya 2-1 (2500 Zuschauer, 250 Gäste) 27.12.09
Bei der Rückkehr nach Israel dann bei der Mauer etwas länger angestanden bei der Passkontrolle, und nach einer weiteren Busfahrt (wo Lüku noch ne Ami-Jüdin fast zum Heulen brachte nach einer netten Diskusion über Israel und deren Politik) erreichten wir kurz vor dem Anpfiff des obengenannten Spiels erneut das Bloomfield Stadion. Bnei Yehuda (3. grösster Klub in Tel Aviv) erwartete die Ex-Mannschaft von Loddar aus Netanya. Diese wurden von ca. 250 Fans begleitet, darunter ca. 50 aktive. Heimkurve war eigentlich 80 min nix los, nach dem Siegestreffer aber ein absolut emotionaler Torjubel und dann war 10 Minuten gut was los.
Am Montag verliessen wir Tel Aviv Richtung Haifa, wo am Abend das erste Derby seit 7 Jahren stattfinden sollte (Hapoel diesen Sommer aufgestiegen). Haifa ne ganz nette Stadt, ziemlich modern und ruhig, passt eigentlich so gar nicht in den nahen Osten. Haifa ist eine grössere Pilgerstädte für Bahai (in dessen Mittelpunkt der Glaube an einen transzendenten Gott, die mystische Einheit der Religionen und der Glaube an die Einheit der Menschheit steht), inmitten der Stadt auch ne grössere Grünanlage mit nem Tempel. Hostelsuche dauerte für einmal etwas länger da uns 3 Ultras Dynamo Typen die letzten freien Better im Hostel der Stadt wegschnappten. Schlussendlich fanden wir noch Unterschlupf für 100 Schekel bei ner Einheimischen Familie (leider ohne Tochter..).
Hapoel Haifa-Maccabi Haifa 0-1 (12000 Zuschauer, 7000 Gäste), 28.12.09
Bereits 3 Stunden vor dem Spiel machten wir uns aus zum Stadion der beiden Vereine aus Haifa, dieses ist mit nem 20 minütigen Fussmarsch vom Zentrum entfernt. Beide Hauptgruppen bereits früh im Stadion und am Einsingen. Dies machte schon einiges her. Während dem Spiel konnte leider die Stimmung zu keinem Zeitpunkt das Niveau von vor dem Spiel erreichen. Zum Intro zeigten beide Kurven je ne Blockfahne (zufälligerweise fast die gleiche) umrahmt mit etwas Konfetti. Insgesamt doch ein gelungenes Spiel, wenn auch die Stimmung während dem Spiel besser hätte sein können.

Hapoel Acre-Hapoel Tel Aviv 1-1 (800 Zuschauer, 400 Gäste), 29.12.09
Am nächsten Tag war eigentlich ein Besuch in Acre inkl eines Spiels angesagt, doch glücklicherweise erfuhren wir noch genug früh dass das Spiel gegen Hapoel Tel Aviv in Nazareth ausgetragen werden sollte. So verschoben wir den Kultur-Besuch Acre’s auf morgen und machten uns auf den Weg nach Nazareth. 400 Fans von Hapoel Tel Aviv taten es uns gleich die nen soliden Auftritt hinlegten. Nach dem Spiel teilten wir uns mit den Dresdnern ein Taxi nach Haifa, da es mit dem öffentlichen Verkehr keine Möglichkeit mehr gab abends zurück nach Haifa zu kommen.
Am Mittwoch bei erstmaligem Regen sahen wir uns etwas die Altstadt von Acre an bevor es dann weiter nach Tiberias am See Genezareth ging. Hier einen gemütlichen Tag gemacht inkl Baden in den heissen Quellen nahe der Stadt.
Für den Silvesterabend zurück nach Tel Aviv wo wir mit nem Kollegen abgemacht hatten. Bei ihm auf der Dachterasse paar Bierchen zu sich genommen ging es dann über Umwege (Strassensperre wegen nem Koffer der rumlag) zuerst an ein Strassenfest. Tief in der Nacht weiter in ein Lokal welches vor 7 Jahren Opfer von einem Attentat wurde und 40 Personen das Leben gekostet hat. Nebenan befindet sich die amerikanische Botschaft… Anfangs konnte es uns überhaupt nicht begeistern, doch je später die Nacht wurde desto besser wurde es. Auf jeden Fall gabs dann nur noch 1.5 Stunden schlaf bevor es um 11.00 Uhr nach Jerusalem ging, wo ich unbedingt das schmucke Teddi Malcha Stadion in Jerusalem machen wollte. Einzige Möglichkeit war eben dieser Freitag Nachmittag, wo das 2. Ligaspielheimspiel von Hapoel Jerusalem stattfand.
Hapoel Jerusalem-Hapoel Marmorek 2-2 (250 Zuschauer, 25 Gäste), 1.1.2010
Spiel ohne Höhepunkte, auf dem Feld wie auch auf den Rängen. Stadion aber schon super. Hätte gerne ein Beitar Heimspiel gesehn. Da Sabbat war, war heute in Jerusalem wirklich gar nix los. Während in anderen Teilen Israel’s trotz Sabbat jeweils doch ziemlich alles offen hat, muss man im streng gläubigen Jerusalem froh sein abends ein warmes Essen zu kriegen. Uns wars aber recht, so konnten fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachholen. Am nächsten Tag früh morgens raus, morgens noch mal die Altstadt Jerusalems inkl Klagenmauer, Felsendom etc angeschaut, gings nachmittags noch nach Hebron, wollte ich doch noch etwas mehr von Palästina sehn. Leider war es schon fast dunkel als wir in Hebron ankamen, trotzdem lohnenswert mal durch diese typisch palästinensiche Stadt zu schlendern. Inmitten der Stadt gibt’s eine jüdische Siedlung mit ca. 250 Juden, wobei es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Bewohnern der Stadt kommt. Bei nem Massaker im Jahre 1994 ermordete ein jüdischer Extremist mit einem Sturmgewehr 29 betende Muslime in der Abraham-Moschee, hunderte wurden verletzt.
Das tote Meer darf natürlich auf keiner Israel Reise fehlen, so entschieden wir uns Sonntag gegen weitere Spiele und fuhren für 2 Tage nach En-Gedi, direkt am toten Meer gelegen. Dieses entspannte Örtchen besteht nur aus 2 Hostels, einer Anlage zum Baden und einem kleinen Kibuz. Den ganzen Tag sonnten wir uns am und im Meer. Schon unglaublich dieses Gefühl nicht zu versinken im Gewässer. Nach erholsamen Abend im Hostel besichtigten wir am folgenden Tag die sehenswerte ehemalige jüdische Festung Masada, welche im Jahre 73 n. Chr. von ca. 15'000 römischen Legionären belagert und später mittels selbstgebauter Rampe (die heute noch erkennbar ist, siehe Bild) gestürmt wurde. In dieser aussichtslosen Lage beschlossen die Juden, lieber als freie Menschen zu sterben, als den Römern in die Hände zu fallen. „Ein ruhmvoller Tod ist besser als ein Leben im Elend.“ Per Los bestimmten sie einige Männer, die den Rest der Gruppe und anschließend sich wechselseitig töten sollten. Als die Soldaten die Festung stürmten, erwartete sie nur Totenstille: 960 Männer, Frauen und Kinder hatten sich getötet.
Hapoel Tel Aviv-Beitar Jerusalem 4-3 (13000 Zuschauer, 2500 Gäste) 4.1.2010


Ein letztes mal zurück nach Tel Aviv gings dann wo wir alleine für den Politknaller Hapoel Tel Aviv gegen Beitar Jerusalem angereist sind. Dies ist wohl das brisanteste Fussballspiel in Israel, da Hapoel seine Ursprünge in der Israelischen Arbeiterbewegung (Hapoel=Arbeiter) und Beitar und deren Anhänger als politisch extrem rechts gelten. Umso überrascht waren wir als wir beim Snack in nem Strassenimbis auf einmal einen 100 Mann Mob von Beitar ziemlich motiviert und ohne Polizeibegleitung durch die Strassen zogen sehn. Diesem mit etwas Sicherheitsabstand gefolgt, aber von Hapoel war leider nichts zu sehn. Beim Stadion blieb es wohl auch ruhig. Rein ins Stadion und Hapoel die Daumen gedrückt. Half sogar, denn Hapoel konnte das Spiel mit 4-3 für sich entscheiden. Für Beitar innert 2 Wochen also die 2. 4-3 Pleite gegen einen Verein aus Tel Aviv. Stimmungsmässig konnte Hapoel überzeugen, wenn auch nicht ganz so gut wie Maccabi letzte Woche. Zumindest optisch die Choreo aber top. Beitar wie schon letzte Woche nur nach den Toren wirklich aktiv. Dann aber grosses Kino, wenn auch nur kurz.
Kurz nach Mitternacht bestiegen wir den Nachtbus nach Eilat (Badeort am roten Meer), wo wir als Abschluss des Israel Teil’s die folgenden 2 Tage klassische Badeferien machten, den ganzen Tag am Meer liegen, am Abend das eint oder andere Bierchen schnappen und lange ausschlafen.