Montag, 1. Februar 2010

Naher Osten Teil 1: Israel und Palästina

„Luegsch das wieder zruggchunsch“, „döt wör i nöd moll gratis anegoh“, „was, zu dä araber?“ musste ich mir von vielen anhören nachdem Sie erfuhren wo es diesen Winter hingeht. Natürlich liess ich mich davon nicht beirren und die Vorfreude war gross als es am Weihnachtstag mit Czech-Airline über Prag nach Tel Aviv ging. Mitten in der Nacht angekommen, blieb nur ein teures Taxi als Verkehrsmittel in die Stadt (da Sabbat). Beim vom letzten Israel Tripp bekannten Sky-Hostel (70 Schekel im Dorm) wartete bereits YB-Lüku auf mich (war bereits seit Hapoel Tel Aviv-HSV in Israel/Palästina), der sehnlichst auf seine von mir mitgebrachten (da zu Hause vergessen) Tee-Beutel wartete.


Hapoel Ramat Gan-Hapoel Tel Aviv 0-3 (4000 Zuschauer, 2500 Gäste) 26.12.09
Nach paar wenigen Stunden Schlaf gings dann bereits zum Fussball, Hapoel Tel Aviv auswärts bei Hapoel Ramat Gan (Vorort Tel Aviv’s). Gäste waren 2500 Zuschauer vor Ort, darunter ca. 250 Ultras die einen schönen 90-minütigen Sing-Sang boten. Heimfans ca. 20 Leute an Support interessiert.
Maccabi Tel Aviv-Beitar Jerusalem 4-3 (12000 Zuschauer, 3000 Gäste) 26.12.09
Nach dem Spiel gings mit Taxi zum Bloomfield (Heimstadion von Hapoel, Maccabi und Bnei Yehuda) wo der Knaller zwischen Maccabi Tel Aviv-Beitar Jerusalm stadtfand. Schon vor dem Stadion mächtig was los und etwas längere Schlangen an den Kassen. Schlussendlich genau beim Einlaufen der Spieler im Stadion gewesen und die Kurve von Maccabi gleich mit netter Choreo zu Beginn. Gästeblock auf der Gegentribüne war rappelvoll, leider konnten die nicht vollends überzeugen, sangen nur ab und zu was, wenn dann aber richtig geil und laut. Anders die Heimanhänger. Angeführt von 2 wohl sich nicht wirklich mögenden Gruppen (die einte hinter dem Tor, die andere bei der Eckfahne) tobte das Stadion über 90 Minuten hinweg. Richtig geile Gesänge in sehr guter Lautstärke, teilweise Beteiligung von sicher 90% der Heimfans (egal auf welcher Tribüne). Erinnerte alles sehr stark an Argentinien. Das Spiel natürlich auch sensationell. Ein richtig geiles 4-3 mit allem was dazugehört. Vollends zufrieden verliessen wir den Ground (wo es nach dem Spiel ruhig blieb) und liessen den Tag bei nem Bierchen (resp Tee) ausklingen.
Al Arob-Beitsahoar (200 Zuschauer) 27.12.09
Am nächsten Tag ging es zuerst mit einem Sherut (15er Minibus-Taxi’s) für 18 Shekel nach Jerusalem, von da direkt weiter nach Betlehem. Kurz vor Betlehem bei der Mauer raus und durch ein Stahlgitterlabyrinth zu Fuss nach Palästina. In Betlehem kurz die Geburtskirche angeschaut gings mit Taxi zum Stadion in Al-Khader wo wir dem Knüller der Palästinensischen 2. Liga beiwohnten. Spiel vor rund 200 Interessierten nicht wirklich spektakulär. Anfangs noch ganz angenehm wie freundlich die Einheimischen waren, mit der Zeit etwas stressig jedem 2. Anwesenden die Hand zu schütteln, dabei von jedem die Frage gestellt gekommen ob man Barca oder Real Fan sei und schlussendlich wurde sich sogar fast gestritten wer neben uns sitzen durfte…
Bnei Yehuda-Maccabi Netanya 2-1 (2500 Zuschauer, 250 Gäste) 27.12.09
Bei der Rückkehr nach Israel dann bei der Mauer etwas länger angestanden bei der Passkontrolle, und nach einer weiteren Busfahrt (wo Lüku noch ne Ami-Jüdin fast zum Heulen brachte nach einer netten Diskusion über Israel und deren Politik) erreichten wir kurz vor dem Anpfiff des obengenannten Spiels erneut das Bloomfield Stadion. Bnei Yehuda (3. grösster Klub in Tel Aviv) erwartete die Ex-Mannschaft von Loddar aus Netanya. Diese wurden von ca. 250 Fans begleitet, darunter ca. 50 aktive. Heimkurve war eigentlich 80 min nix los, nach dem Siegestreffer aber ein absolut emotionaler Torjubel und dann war 10 Minuten gut was los.
Am Montag verliessen wir Tel Aviv Richtung Haifa, wo am Abend das erste Derby seit 7 Jahren stattfinden sollte (Hapoel diesen Sommer aufgestiegen). Haifa ne ganz nette Stadt, ziemlich modern und ruhig, passt eigentlich so gar nicht in den nahen Osten. Haifa ist eine grössere Pilgerstädte für Bahai (in dessen Mittelpunkt der Glaube an einen transzendenten Gott, die mystische Einheit der Religionen und der Glaube an die Einheit der Menschheit steht), inmitten der Stadt auch ne grössere Grünanlage mit nem Tempel. Hostelsuche dauerte für einmal etwas länger da uns 3 Ultras Dynamo Typen die letzten freien Better im Hostel der Stadt wegschnappten. Schlussendlich fanden wir noch Unterschlupf für 100 Schekel bei ner Einheimischen Familie (leider ohne Tochter..).
Hapoel Haifa-Maccabi Haifa 0-1 (12000 Zuschauer, 7000 Gäste), 28.12.09
Bereits 3 Stunden vor dem Spiel machten wir uns aus zum Stadion der beiden Vereine aus Haifa, dieses ist mit nem 20 minütigen Fussmarsch vom Zentrum entfernt. Beide Hauptgruppen bereits früh im Stadion und am Einsingen. Dies machte schon einiges her. Während dem Spiel konnte leider die Stimmung zu keinem Zeitpunkt das Niveau von vor dem Spiel erreichen. Zum Intro zeigten beide Kurven je ne Blockfahne (zufälligerweise fast die gleiche) umrahmt mit etwas Konfetti. Insgesamt doch ein gelungenes Spiel, wenn auch die Stimmung während dem Spiel besser hätte sein können.

Hapoel Acre-Hapoel Tel Aviv 1-1 (800 Zuschauer, 400 Gäste), 29.12.09
Am nächsten Tag war eigentlich ein Besuch in Acre inkl eines Spiels angesagt, doch glücklicherweise erfuhren wir noch genug früh dass das Spiel gegen Hapoel Tel Aviv in Nazareth ausgetragen werden sollte. So verschoben wir den Kultur-Besuch Acre’s auf morgen und machten uns auf den Weg nach Nazareth. 400 Fans von Hapoel Tel Aviv taten es uns gleich die nen soliden Auftritt hinlegten. Nach dem Spiel teilten wir uns mit den Dresdnern ein Taxi nach Haifa, da es mit dem öffentlichen Verkehr keine Möglichkeit mehr gab abends zurück nach Haifa zu kommen.
Am Mittwoch bei erstmaligem Regen sahen wir uns etwas die Altstadt von Acre an bevor es dann weiter nach Tiberias am See Genezareth ging. Hier einen gemütlichen Tag gemacht inkl Baden in den heissen Quellen nahe der Stadt.
Für den Silvesterabend zurück nach Tel Aviv wo wir mit nem Kollegen abgemacht hatten. Bei ihm auf der Dachterasse paar Bierchen zu sich genommen ging es dann über Umwege (Strassensperre wegen nem Koffer der rumlag) zuerst an ein Strassenfest. Tief in der Nacht weiter in ein Lokal welches vor 7 Jahren Opfer von einem Attentat wurde und 40 Personen das Leben gekostet hat. Nebenan befindet sich die amerikanische Botschaft… Anfangs konnte es uns überhaupt nicht begeistern, doch je später die Nacht wurde desto besser wurde es. Auf jeden Fall gabs dann nur noch 1.5 Stunden schlaf bevor es um 11.00 Uhr nach Jerusalem ging, wo ich unbedingt das schmucke Teddi Malcha Stadion in Jerusalem machen wollte. Einzige Möglichkeit war eben dieser Freitag Nachmittag, wo das 2. Ligaspielheimspiel von Hapoel Jerusalem stattfand.
Hapoel Jerusalem-Hapoel Marmorek 2-2 (250 Zuschauer, 25 Gäste), 1.1.2010
Spiel ohne Höhepunkte, auf dem Feld wie auch auf den Rängen. Stadion aber schon super. Hätte gerne ein Beitar Heimspiel gesehn. Da Sabbat war, war heute in Jerusalem wirklich gar nix los. Während in anderen Teilen Israel’s trotz Sabbat jeweils doch ziemlich alles offen hat, muss man im streng gläubigen Jerusalem froh sein abends ein warmes Essen zu kriegen. Uns wars aber recht, so konnten fehlenden Schlaf der letzten Nacht nachholen. Am nächsten Tag früh morgens raus, morgens noch mal die Altstadt Jerusalems inkl Klagenmauer, Felsendom etc angeschaut, gings nachmittags noch nach Hebron, wollte ich doch noch etwas mehr von Palästina sehn. Leider war es schon fast dunkel als wir in Hebron ankamen, trotzdem lohnenswert mal durch diese typisch palästinensiche Stadt zu schlendern. Inmitten der Stadt gibt’s eine jüdische Siedlung mit ca. 250 Juden, wobei es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen jüdischen und arabischen Bewohnern der Stadt kommt. Bei nem Massaker im Jahre 1994 ermordete ein jüdischer Extremist mit einem Sturmgewehr 29 betende Muslime in der Abraham-Moschee, hunderte wurden verletzt.
Das tote Meer darf natürlich auf keiner Israel Reise fehlen, so entschieden wir uns Sonntag gegen weitere Spiele und fuhren für 2 Tage nach En-Gedi, direkt am toten Meer gelegen. Dieses entspannte Örtchen besteht nur aus 2 Hostels, einer Anlage zum Baden und einem kleinen Kibuz. Den ganzen Tag sonnten wir uns am und im Meer. Schon unglaublich dieses Gefühl nicht zu versinken im Gewässer. Nach erholsamen Abend im Hostel besichtigten wir am folgenden Tag die sehenswerte ehemalige jüdische Festung Masada, welche im Jahre 73 n. Chr. von ca. 15'000 römischen Legionären belagert und später mittels selbstgebauter Rampe (die heute noch erkennbar ist, siehe Bild) gestürmt wurde. In dieser aussichtslosen Lage beschlossen die Juden, lieber als freie Menschen zu sterben, als den Römern in die Hände zu fallen. „Ein ruhmvoller Tod ist besser als ein Leben im Elend.“ Per Los bestimmten sie einige Männer, die den Rest der Gruppe und anschließend sich wechselseitig töten sollten. Als die Soldaten die Festung stürmten, erwartete sie nur Totenstille: 960 Männer, Frauen und Kinder hatten sich getötet.
Hapoel Tel Aviv-Beitar Jerusalem 4-3 (13000 Zuschauer, 2500 Gäste) 4.1.2010


Ein letztes mal zurück nach Tel Aviv gings dann wo wir alleine für den Politknaller Hapoel Tel Aviv gegen Beitar Jerusalem angereist sind. Dies ist wohl das brisanteste Fussballspiel in Israel, da Hapoel seine Ursprünge in der Israelischen Arbeiterbewegung (Hapoel=Arbeiter) und Beitar und deren Anhänger als politisch extrem rechts gelten. Umso überrascht waren wir als wir beim Snack in nem Strassenimbis auf einmal einen 100 Mann Mob von Beitar ziemlich motiviert und ohne Polizeibegleitung durch die Strassen zogen sehn. Diesem mit etwas Sicherheitsabstand gefolgt, aber von Hapoel war leider nichts zu sehn. Beim Stadion blieb es wohl auch ruhig. Rein ins Stadion und Hapoel die Daumen gedrückt. Half sogar, denn Hapoel konnte das Spiel mit 4-3 für sich entscheiden. Für Beitar innert 2 Wochen also die 2. 4-3 Pleite gegen einen Verein aus Tel Aviv. Stimmungsmässig konnte Hapoel überzeugen, wenn auch nicht ganz so gut wie Maccabi letzte Woche. Zumindest optisch die Choreo aber top. Beitar wie schon letzte Woche nur nach den Toren wirklich aktiv. Dann aber grosses Kino, wenn auch nur kurz.
Kurz nach Mitternacht bestiegen wir den Nachtbus nach Eilat (Badeort am roten Meer), wo wir als Abschluss des Israel Teil’s die folgenden 2 Tage klassische Badeferien machten, den ganzen Tag am Meer liegen, am Abend das eint oder andere Bierchen schnappen und lange ausschlafen.

Keine Kommentare: