Samstag, 30. April 2016

Cavese-Siracusa



Nach dem Polen Wochenende kam ein Wochenende in Cava de Tirreni gerade recht! Bei Flugbuchung 2 Wochen vor dem Spiel waren die beiden Teams von Cavese und Siracusa noch punktgleich auf Platz 1 und 2 (auch Frattese mit der gleichen Anzahl an Punkten), Cavese verlor dann aber 2 mal in Folge, der erstplatzierte steigt jeweils direkt auf, während die 2. bis 5. Platzierten aller Serie D Staffeln sich für die Playoffs qualifizieren, dieses Jahr gibt es in den Playoffs aufgrund der Aufstockung der Serie C gar 3 fixe Plätze um den Aufstieg, normalerweise wird in den Playoffs nur eine Reihenfolge ausgespielt, welcher Verein im Falle eines Konkurses oder eine Lizenzentzuges eines Vereins in einer der 3 ersten Ligen nachrückt. Zurück zum heutigen Spiel, nach den beiden Niederlagen war von Euphorie in Cava nichts mehr zu spüren, im Gegenteil, die Mannschaft wurde beim Einlaufen gnadenlos ausgepiffen, auf der Nachhause Fahrt vom letzten Auswärtsspiel in Marsala wurde die Mannschaft auf einer Raststätte gar von den 100 mitgereisten Ultras abgefangen um Ihnen die Meinung kundzutun. Zudem ist Cavese immer noch von über 100 Stadionverboten betroffen, 68 erhielten Sie erst Wochen zuvor als beim Auswärtsspiel in Aversa eine Polizeikette durchbrochen wurde und gar eine über 70 jährige Oma mit einem 3 jährigen Stadionverbot belegt wurde. Dies hält aber die verbliebenem Ultras nicht davon ab Ihr Cavese zu unterstützen, dann halt einfach für die Stadt, für das Trikot, für Catello Mari und für die Verbotenen. Siracusa reiste heute mit rund 250 Ultras an, welche dann auch 90 Minuten überzeugten, aber war jetzt auch nichts was man noch nicht gesehen hatte. Den Jungs in der Curva Catello Mari (benannt nach einem vor 10 Jahren verstorbenen Spieler) wieder zuzuschauen war aber auch heute wieder ein absoluter Augen- und Ohrenschmaus, zwar waren es neue Capos und Trommler, nicht mehr ganz so verrückt wie bei meinen 2 Besuchen bei Cavese und die Stimmung kam auch nicht mehr ganz an das schon gesehene ran, aber wenn man die Umstände (viele SV’s, Dauerregen, praktisch wertloses Spiel für Cavese, Knatsch mit der Mannschaft) betrachtet auch heute wieder ein absolut herausragender Auftritt.

Nach dem Spiel ging es ohne Erwartungen die paar km nach Nocera Inferiore, wo Nocerina in der Vorwoche den Aufstieg in die Serie D (damit dürfe es im kommenden Jahr zum historischen Derby gegen Cavese kommen, wenn auch zu 95% ohne Gäste) besiegelten. Heute durfte es zur Feier ein Freundschaftsspiel gegen das ebenfalls aufgestiegene Afragolese antreten (Afragolese ist von der Promozione in die Eccelenza aufstiegen). Völlig überraschend waren aus dem ca. 50 km entfernten Afragola gar rund 20 Ultras mitgereist, welche 90 Minuten am Singen waren. Aber auch die Heimultras bezogen auf der Haupttribüne Stellung und sangen 90 Minuten mit sicher 100 Mann durch inkl. diversen pyrotechnischen Einlagen. Für ein Freundschaftsspiel natürlich top, da man wirklich mit gar nichts gerechnet hatte.
























Polen Wochenende April 2016



Polens Fanlandschaft und ich werden def. Keine Freunde mehr werden. Zu stumpf, zu emotionslos, zu durchgeplant erscheint mir das ganze Schauspiel auf den Rängen. So auch an diesem Wochenende wieder, wo es zum Topspiel des Landes, Legia Warschau – Lech Poznan kam. Es mag sicherlich grandios aussehen wenn ständig die ganze Kurve mitmacht in einer absolut beeindruckenden Lautstärke, wenn die Gäste einen derart geschlossenen Auftritt hinlegen, aber die Lieder, die Art des Supports und das mir relativ emotionslos erscheinende Publikum behagt mir überhaupt nicht. Das sind Welten zu einer chaotischen durchdrehenden Kurve in Griechenland, Süditalien oder Argentinien. Aber so sind die Geschmäcker halt verschieden, während ich mich an 15 braungebrannten und Sonnenbrille tragenden Süditalienern irgendwo an einem Fussballfeld zwischen Napoli und Lecce nicht satt sehen kann, gehen wieder andere völlig ab an nem Module Mob in Polen. 

Auch am 2. Spiel des Wochenendes ging es so weiter. Motor Lublin-Sokol Sieniawa (ohne mitgereiste Anhängerschaft) im neuen einfach nicht zu Polen passenden und absolut modernen Stadion mit 300, 400 Mann in der Kurve welche erneut eine beeindruckende Lautstärke im fast leeren Rund erzeugten, jedoch ohne mich zu begeistern. Polens Fussball sieht mich wohl so schnell nicht wieder…














Montag, 4. April 2016

Avellino-Crotone und Salernitana-Bari



Ein steter Begleiter meiner Reisen in den letzten Jahren nach Süditalien  ist der letzte Nachtzug am Freitag Abend von Milano Porta Garibaldi nach Salerno. Dieser ist nicht nur der letzte Nachtzug der Mailand in Richtung Süden verlässst, brauche darum jeweils nicht mal Urlaub einzugeben,  er ist meist auch erst noch der günstigste aller Nachtzüge da er nicht vom Centrale fährt. Ich reise halt einfach tausend mal lieber auf den Schienen als über den Luftweg. Ziel dieses Ausfluges waren zwar keine neue Stadien oder Orte, jedoch mit Salernitana-Bari ein äusserst attraktives Spiel. Zudem freute ich mich auch auf das Gastspiel von Crotone bei Avellino, hatte ich doch Crotone erst einmal im 2005 bei Arezzo gesehn, wo sie allerdings keinen bleibenden Eindruck vermittelten. Dieses Jahr nun steht der Verein aus Kalabrien jedoch bereits mit einem Bein in der Serie A und auch die Szene hat einen grossen Aufschwung hinter sich, darum erhoffte ich mir doch einen schönen Gästemob beim Gastspiel in Avellino. Schlussendlich waren es dann rund 300, welche zwar relativ spielunbezogen, jedoch durchgängig und geschlossen supporteten. Bei den grün-weissen ist die grosse Euphorie nach dem Aufstieg vor 1.5 Jahren und den grossen Spielen gegen Salerno allmählich verflogen, die Kurve war nicht mehr ganz so gut gefüllt wie auch schon und der Support dann doch eher beschaulich. Das Spiel, ein katastrophales 0-0, trug zur etwas trägen Stimmung auf der Heimseite bei.

Mit dem Linienbus ging es zurück nach Salerno wo bei meiner Ankunft im Stadio Arechi 30 Minuten vor dem Spiel das Stadion bereits gut gefüllt war. Der ganze untere Teil der Gästekurve war bereits voll (die 2800 Tickets gingen innert 24 Std. weg) und auch auf der Haupt- und Gegentribüne waren viele rot-weisse anzutreffen. Insgesamt dürften es dann etwa 5000 Baresi gewesen sein. Aber auch sonst war das Stadion ausgesprochen gut gefüllt und das ganze Stadion war heiss auf die Partie welche für beide Teams ein sehr wichtiges war, steckt doch Salerno tief im Abstiegsstrudel und Bari kämpft noch um die Playoff-Plätze. Gefeiert wurde heute aber vor allem die Freundschaft der beiden Vereine resp. den Fangruppierungen, welche inzwischen seit 1983 besteht und wohl eine der am intensivsten gelebten Freundschaft auf dem Stiefel ist. Symbolisch wurde auf der Heimseite eine herausragende Choreo über die ganze Tribüne gezeigt und die Seguaci della Nord liessen Rauchsäulen in den Farben der Klubs in den Nachthimmel steigen. Dazu immer wieder Freundschaftsgesänge des ganzen Stadions. Auch in den folgenden 90 Minuten folgten immer wieder Freundschaftsbekundungen der beiden Gruppen, resp. eigentlich des ganzen Stadions. Tifomässig war Salerno in der 1. HZ klar lauter und mit wunderschönen Liedern, während in der 2. HZ die Gäste ganz klar tonangebend waren. Dazu trug natürlich das absolut geile Spiel bei, was schlussendlich die Gäste mit 4-3 für sich entscheiden konnten, nachdem Salerno zuerst ein 1-3 aufholen konnten. Leider gelang der Granata der verdiente Ausgleich nicht und man steckt nun noch tiefer im Abstiegsstrudel. Ein Abstieg wäre sehr bitter für diesen Verein mit seiner faszinierenden Tifoseria. Mit einem 4-4 wären wohl auch alle recht zufrieden gewesen, nun aber waren auf Heimseite wütende Gesänge gegen die Mannschaft und den Trainier (oder Präsidium?) zu hören, welche sich dann aber rasch wieder in Freundschaftsgesängen umwandelten. Lange feierten die beiden Fangruppierungen danach in und vor dem Stadion noch Ihre Brüderschaft. Schon einzigartig wie intensiv die ganze Freundschaft von wirklich allen Teilen der Fanszene gelebt wird.

Genau wegen solchen Spielen, mit solcher Leidenschaft und Liebe zum Spiel und ihrem drumherum, mit einer solchen Lebensfreude und einer solchen Emotionalität, genau darum hab ich mich vor knapp 15 Jahren in dieses Land, in den Calcio hier verliebt, und genau darum fahre ich auch heute noch am allerliebsten nach Italien. Wenn dann das Wetter noch stimmt, du am nächsten Tag das Frühstück auf der Terrasse mit Blick über die pittoreske Altstadt Salernos und den Golf von Salerno geniesst, danach auf der Rückfahrt im Zug quer durch Italien die aktuellen und wieder deutlich farbenfroher gewordenen Fans Magazine’s und Supertifo’s studierst, dabei Stopp machst an vielen Orten wo historische Gruppen beheimatet sind, dir ne letzte leckere Pizza beim Umstieg in Mailand gönnst, ja dann ist die Welt für mich in Ordnung und bin einfach nur froh solche Momente immer (wieder) erleben zu dürfen!