Montag, 4. April 2016

Avellino-Crotone und Salernitana-Bari



Ein steter Begleiter meiner Reisen in den letzten Jahren nach Süditalien  ist der letzte Nachtzug am Freitag Abend von Milano Porta Garibaldi nach Salerno. Dieser ist nicht nur der letzte Nachtzug der Mailand in Richtung Süden verlässst, brauche darum jeweils nicht mal Urlaub einzugeben,  er ist meist auch erst noch der günstigste aller Nachtzüge da er nicht vom Centrale fährt. Ich reise halt einfach tausend mal lieber auf den Schienen als über den Luftweg. Ziel dieses Ausfluges waren zwar keine neue Stadien oder Orte, jedoch mit Salernitana-Bari ein äusserst attraktives Spiel. Zudem freute ich mich auch auf das Gastspiel von Crotone bei Avellino, hatte ich doch Crotone erst einmal im 2005 bei Arezzo gesehn, wo sie allerdings keinen bleibenden Eindruck vermittelten. Dieses Jahr nun steht der Verein aus Kalabrien jedoch bereits mit einem Bein in der Serie A und auch die Szene hat einen grossen Aufschwung hinter sich, darum erhoffte ich mir doch einen schönen Gästemob beim Gastspiel in Avellino. Schlussendlich waren es dann rund 300, welche zwar relativ spielunbezogen, jedoch durchgängig und geschlossen supporteten. Bei den grün-weissen ist die grosse Euphorie nach dem Aufstieg vor 1.5 Jahren und den grossen Spielen gegen Salerno allmählich verflogen, die Kurve war nicht mehr ganz so gut gefüllt wie auch schon und der Support dann doch eher beschaulich. Das Spiel, ein katastrophales 0-0, trug zur etwas trägen Stimmung auf der Heimseite bei.

Mit dem Linienbus ging es zurück nach Salerno wo bei meiner Ankunft im Stadio Arechi 30 Minuten vor dem Spiel das Stadion bereits gut gefüllt war. Der ganze untere Teil der Gästekurve war bereits voll (die 2800 Tickets gingen innert 24 Std. weg) und auch auf der Haupt- und Gegentribüne waren viele rot-weisse anzutreffen. Insgesamt dürften es dann etwa 5000 Baresi gewesen sein. Aber auch sonst war das Stadion ausgesprochen gut gefüllt und das ganze Stadion war heiss auf die Partie welche für beide Teams ein sehr wichtiges war, steckt doch Salerno tief im Abstiegsstrudel und Bari kämpft noch um die Playoff-Plätze. Gefeiert wurde heute aber vor allem die Freundschaft der beiden Vereine resp. den Fangruppierungen, welche inzwischen seit 1983 besteht und wohl eine der am intensivsten gelebten Freundschaft auf dem Stiefel ist. Symbolisch wurde auf der Heimseite eine herausragende Choreo über die ganze Tribüne gezeigt und die Seguaci della Nord liessen Rauchsäulen in den Farben der Klubs in den Nachthimmel steigen. Dazu immer wieder Freundschaftsgesänge des ganzen Stadions. Auch in den folgenden 90 Minuten folgten immer wieder Freundschaftsbekundungen der beiden Gruppen, resp. eigentlich des ganzen Stadions. Tifomässig war Salerno in der 1. HZ klar lauter und mit wunderschönen Liedern, während in der 2. HZ die Gäste ganz klar tonangebend waren. Dazu trug natürlich das absolut geile Spiel bei, was schlussendlich die Gäste mit 4-3 für sich entscheiden konnten, nachdem Salerno zuerst ein 1-3 aufholen konnten. Leider gelang der Granata der verdiente Ausgleich nicht und man steckt nun noch tiefer im Abstiegsstrudel. Ein Abstieg wäre sehr bitter für diesen Verein mit seiner faszinierenden Tifoseria. Mit einem 4-4 wären wohl auch alle recht zufrieden gewesen, nun aber waren auf Heimseite wütende Gesänge gegen die Mannschaft und den Trainier (oder Präsidium?) zu hören, welche sich dann aber rasch wieder in Freundschaftsgesängen umwandelten. Lange feierten die beiden Fangruppierungen danach in und vor dem Stadion noch Ihre Brüderschaft. Schon einzigartig wie intensiv die ganze Freundschaft von wirklich allen Teilen der Fanszene gelebt wird.

Genau wegen solchen Spielen, mit solcher Leidenschaft und Liebe zum Spiel und ihrem drumherum, mit einer solchen Lebensfreude und einer solchen Emotionalität, genau darum hab ich mich vor knapp 15 Jahren in dieses Land, in den Calcio hier verliebt, und genau darum fahre ich auch heute noch am allerliebsten nach Italien. Wenn dann das Wetter noch stimmt, du am nächsten Tag das Frühstück auf der Terrasse mit Blick über die pittoreske Altstadt Salernos und den Golf von Salerno geniesst, danach auf der Rückfahrt im Zug quer durch Italien die aktuellen und wieder deutlich farbenfroher gewordenen Fans Magazine’s und Supertifo’s studierst, dabei Stopp machst an vielen Orten wo historische Gruppen beheimatet sind, dir ne letzte leckere Pizza beim Umstieg in Mailand gönnst, ja dann ist die Welt für mich in Ordnung und bin einfach nur froh solche Momente immer (wieder) erleben zu dürfen!





















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