Samstag morgen, 08.00 Uhr, zwischen Rom und Neapel, der
Schaffner weckt mich im inzwischen ansonsten leeren Schlafabteil, reicht mir
die „Corriere della Sera“ und einen frischen Kaffee, ich schaue mir die
Vorschau der Spiele des Wochenendes durch und studiere die Ranglisten. Durch
das Fenster fallen die ersten Sonnenstrahlen ein während sich draussen am
Horizont Pinienbäume mit den ersten Vororten Neapels abwechseln. Das sind
Momente wo ich mal wieder weiss, alles richtig gemacht zu haben! Ein pures Gefühl
der Freiheit!
US Salernitana – Ascoli Picchio
Stunden später, nach einer herrlichen Pizza an der
Hafenpromenade Salerno‘s bei 15 Grad und Sonnenschein wartete das erste Spiel des
Wochenendes auf mich. Das es mal wieder Salerno war, war für mich in diesem
Moment egal, denn auch heute überzeugte
das Geschehen auf den Rängen Salerno’s. Zwar nicht mehr ganz so gut gefüllt wie
auch schon in letzter Zeit und mit gerade einmal 80 enttäuschenden Gästen aus
Ascoli Piceno im Gästeblock, aber doch mit laustarker Unterstützung und mal
wieder herrlichen Gesängen. Ein paar wenige Gesänge gab es später in Neapel
auch noch bei der Basketball Sektion von Lokomotive Flegrea (calcio popolare
Verein aus Neapel http://lokomotivflegrea.it/),
bevor wir auf der Piazza Bellini bei Birre e Pizze den Tag ausklingen liessen.
Herculaneum 1924 (Ercolanese Calcio) – Boys Caivanese
Sonntag in der Früh sind ja in den unteren Ligen Neapel’s immer
mal wieder paar Spiele, so auch heute wieder und mit der Partie Ercolanese –
Boys Cainavese sogar ein kleines Highlight dieser Liga, war nämlich ein
Spitzenspiel Erster gegen Dritter und die beiden Fanszenen sind miteinander
befreundet. Just als wir den Vorplatz des Stadions betraten fuhr der Bus mit
den rund 30 - 40 Gästeultras ein und wurde von den Heimultras feierlich
begrüsst. Im Stadion gingen die Freundschaftsbekundungen weiter, es wurde
farbiger Rauch in den Klubfarben gezündet und die Freundschaft ständig
besungen. Bei der Brigata Vesuviana Ercolano waren es dann so 50, 60 Ultras die
doch für wirklich gute Unterhaltung sorgten und es gab kaum 10 Minuten als mal
nichts gezündet wurde. Die Gästeultras konnte man leider nie hören (es gab nur
eine Tribüne und die beiden Sektoren waren durch eine grosse Plexiglas-Wand
getrennt getrennt) doch optisch war immer was los und es machte doch einen
ordentlichen Eindruck, immer wieder etwas Pyro, viel Handeinsatz und ständigem
Schwenken Ihrer Fahnen. Das Spiel ging dann auch freundschaftlich mit 2-2 aus.
Cavese – Vibonese
Phuu, dieses Cavese! Einfach schwer zu beschreiben, völlig
begeistert war ich von Ihnen im letzten Jahr nach dem genialen Auftritt bei
Brindisi. Völlig begeistert war ich auch heute wieder. Diese Lieder, dieser
Trommler, dieser wilde Capo, diese tobende VIP-Bande in Anzug auf der
Haupttribüne, diese Intensität der Gesänge, diese Leidenschaft… Cavese ist
einzigartig, Cavese ist einfach unglaublich. Ich weiss nicht warum, aber die
ticken da einfach anders. Die Gesänge,
es sind nicht diese neuen Italo-Youtube-Klassiker, es sind nicht die extrem
melodiösen Argentinien Gesänge, es ist irgendwie ganz was eigenes, auch ältere Klassiker
zu hören, aber auch vieles was ich noch nie gehört habe, und einfach auf eine
eigene Art, mit einer eigenen Intensität, einer eigenen Leidenschaft gesungen.
Es wurde eigentlich 90 Minunten durchgehüpft, durchgepogt und wenn ein Lied mal
etwas abflachte kam aus irgendeiner Ecke wieder ein paar Jungs die noch eine
Schippe drauflegten und den Mob noch mehr motivierte. Von aussen erscheint das
ganze wie ein verschworener Haufen von Freunden aus einer Stadt etwas im „Niemandsland“
zwischen Salerno und Napoli gelegen, die
unbeugsamen Ultras aus Cava de Tirreni. Sie sind nicht die meisten, sie sind
nicht die lautesten, aber sie sind da, immer und überall, setzen sich für Stadt
und Leute ein, sie sind da wenn der Verein kurz vor dem Konkurs steckt, sie
sind da in Siracusa (650 km pro Weg durch Süditalien) mit 250 Ultras (und damit
kaum mehr als zu Hause), und sie singen, und wie! PASSIONE E MENTALITA!