Mittwoch, 17. November 2010

Futbol Sudamericano Noviembre y Diciembre 2010

Eigentlich hatte ich ja geplant regelmässig Berichte zu schreiben, dachte wenn ich alleine unterwegs sein werde komme ich genügend dazu. Aber wie es halt so ist in Südamerika, der Ball rollt täglich und langweilig wird es hier einem nie… Unmengen an Lesestoff mitgenommen und noch nicht einmal (mal abgesehen vom Flug) dazu gekommen etwas zu lesen. Nun bin ich bereits seit 2 Wochen auf dem geliebten Kontinent, habe viele Spiele gesehn und auch sonst viel erlebt. Über das Leben hier abseits des Fussball muss ich gar nicht allzu viel erzählen. Meine Tag sehn immer in etwa gleich aus. Bis 10.30 Uhr pennen, dann raus die Ole zu kaufen und die beim Frühstück (Cafe Cortado plus 2 Medialunas) versuchen zu lesen (was jeden Tag besser geht dank meiner Sprachschule). Um 13.30 dann jeweils in die Schule, 2 Stunden Privatkurs (20 Dollar die Stunde an der IBL in der Florida) spanisch, danach mal in den unzähligen Restaurants der Umgebung was gespeist, dann kurz ins Internet und die weiteren Spiele zu planen etc. Dann geht’s auch schon zum Fussball, ausser Mittwochs rollt ja der Ball jeden Tag hier. Die meisten unter der Woche Spiele beginnen um 17.00 resp um 21.00 Uhr. Nach den Spielen dann noch 1, 2 Bierchen in der Stammbeiz trinken und dann ist ja meist auch schon um 03.00 Uhr. Aber fangen wir von vorne an. Air Canada bekam diesmal den Zuschlag für den Flug, was aber einen Umweg über Toronto zur Folge hatte. Ansonsten aber top Airline, eigener Bildschirm mit Unmengen an Filmen, viele auch in Deutsch. Service und Essen ansonsten eher durchschnittlich, dafür genügend Beinfreiheit. Flug ging nach Santiago. Da für 4 Tage im Hostel Bellavista eingecheckt. Nach der ersten Erkundung der Hauptstadt Chile´s und Ticketbesorgung für den Clasico von Sonntag gings dann auch schon früh ins Bett, war ziemlich gschlaucht von der Anreise. Am nächsten Tag dann mit Audax Italiano-Universidad de Concepcion das erste Spiele der Tour. Knapp 2500 Zuschauer wollten im neuen modernen All-Seater dabei sein, darunter eine handvoll Gäste. Stimmung bei der kleinen rund 50 köpfigen Barra (Los Tanos) kam nur spärlich auf. Aber hatte ja auch nicht viel mehr erwartet. Am nächsten Tag dann bei ner Affenhitze in rund 2 Stunden Busfahrt nach San Felipe wo die Nr. 3 des Landes Universidad Catolica bei Union San Felipe anzutreten hatte. Rund 2000 Hauptstädter (unter den rund 4000 Zuschauern) waren dabei um zu sehen wie sich ihre Elf versuchten den Rückstand auf den Tabellenführer Colo Colo nicht vergrössern zu lassen. Die Cancha von San Felipe in herrlichem Zustand, kaum zu glauben das hier diese Saison Copa Sucamericana gespielt werden durfte. Stimmung von den Gästen war dann recht gut, einer erster Vorgeschmack auf den Superclasico. Die Heimbarra klaute in der Halbzeit bei nem kleinen Tumult auf der Gegengerade noch ne kleine Zaunfahne der Gäste und präsentierte diese sogleich. Support war nicht gerade deren Stärke, aber im Gegenstände werfen sind sie top, so wurde der Torwart 2 mal von Böllern getroffen und auch sonst mit allerhand Gegenständen getroffen, dem Schiri war es dann irgendwann zuviel und brach die Partie in der 81. Minute ab. Den meisten Zuschauern war dies aber eh egal, war die Partie eh schon zugunsten der Gäste entschieden, im Gegenteil, die Haupt- wie auch Gegentribüne applaudierten den Nachwuchs-Hinchas hinter dem Tor sogar noch zu Ihrer Treffsicherheit . Mit dem ersten Sonnenbrand machte ich mich nach einem eher durchschnittlichen Pancho in der Innenstadt zurück mit dem Bus nach Santiago.

s1600/catolica.jpg">

Sonntag war es nun soweit, Superclasico in Chile. Universidad de Chile-Colo Colo. Beim letzten Spiel wurden rund um das Spiel insgesamt 4 Leute getötet worden und es kann einem schon vorkommen das wenn man mit den falschen Klamotten in La U Quartieren rumläuft kurzerhand die Ohren abgeschnitten werden… Andere Welt hier… Die Brisanz dieses Spieles bekam ich dann fast am eigenen Leib zu spüren. Von der nächstgelegenen U-Bahn Station machte ich zu Fuss aus ins Nationalstadion. Der Weg anscheinend die Anfahrtsstrecke der Colo-Colo Hinchas. So wurde ich beim Verlassen der U-Bahn Station gleich von rund 50 finster dreinschauenenden Colo Colo Leuten begrüsst, kontrollierten wohl ob nicht noch ein La U Hincha sich hierher verirrt hatte. Dank meiner schwarzen Jacke und Kaputze über dem Kopf (strömener Regen über den ganzen Tag und mit nur noch rund 14 Grad rund 20 Grad kühler als am Vortag beliessen es die Leute aber bei bösen Blicken. Weniger Glück hatte ein rund 2 m vor mit laufender Anhänger von Universidad. Sein Vereinstrikot schaute ganz leicht unter der Regenjacke durch und wurde sogleich recht übel von ca. 10 Assi-Kids gestiefelt… Colo Colo hat also nicht umsonst einen recht üblen Ruf. Ich dann so rasch als möglich ins Stadion rein. Gästeblock war 90 Minuten vor dem Spiel auch schon sehr gut gefüllt. Offiziell waren nur 2500 Gäste zugelassen, alleine im Gästseblock warens dann aber sicher 8000, plus noch etwa 4000 auf Gegen- und Haupttribüne. Auf Heimseite die Kurve voll, sonst aber doch recht grosse Lücken im weiten Rund. Insgesamt dürften es etwa 40´000 gewesen sein. Bei Sonnenschein wärs wohl voll gewesen. Die Gäste legten dann vor dem Spiel auch ganz gut los, Hüpfeinlagen des gesamten Gästeblocks und allerfeinste Gesänge hallten durch das Stadion. Auf Heimseite ein etwas verhaltener Beginn, wie auch die Intro´s. Auf beiden Seite paar Papierrollen und vereiznelte Bengalos. Colo Colo ging rasch 1-0 in Führung und der Gästeblock drehte ein erstes mal gut durch. Doch La U steckte nicht zurück und konnte das Spiel noch vor der Pause ausgleichen und ging dann später gar in Führung. Die rund 15000 köpfige Heimkurve rund um die „Los del Abajo“ waren nun ganz klar tonangebend in Sachen Stimmung, unglaublich geile Stimmung jetzt. Für La U wars wohl auch die letzte Chance im Kampf um den Meistertitel, so haben sie doch bereits 5 Punkte Rückstand auf den Leader Colo Colo bei noch 5 ausstehenden Spielen. Aber auch 2 rote Karten für Colo Colo konnte diese nicht genug schwächen, trotz mehrmaligen hochkarätigen Chancen zum 3-1 musste La U in der Nachspielzeit noch den Ausgleich hinnehmen und das gegen 9 Mann…. Was nun im Gästeblock los war, ja das ist einfach Südamerika pur… 8000 durchdrehende verrückte Fussballfanaticos… Ach wie hab ich diese Momente vermisst! Insgesamt ein gutes Derby, Stimmung war top, optisch hätte es aber noch etwas besser sein können. Zurück in der Innenstadt mit Jens (Lauterer Hopper) noch kurz was gegessen bevor ich mich im Hostel dann endlich meiner völlig durchnässten Klamotten entledigen konnte. Montags flog ich dann erneut mit Air Canada weiter nach Buenos Aires wo ich die nächsten paar Wochen nun bleiben werde, Spanisch lerne und die unglauchliche Passion der leidenschaftlichsten Fussballfans der Welt wieder mal erleben zu dürfen. Buenos Aires, Weltfussballhauptstadt!


Keine Kommentare: