Donnerstag, 9. Juni 2011

Auf dem Landweg nach China, Teil 1

Donnerstag morgen, das Aufstehen nach dem gestrigen bitteren Abstieg fällt schwer, aber Flüge und die Reise muss organsiert werden. Vorfreude hab ich noch überhaupt keine, zu sehr schmerzt die Niederlage vom Vorabend noch. Da die Quali zur Barrage noch bis zum letzten Spieltag möglich gewesen wäre und ich dann natürlich noch ne Woche später in die Reise gestartet wäre wusste ich bis heute noch nicht wie ich nach St.Petersburg kommen werde, dem Start unserer Trans-Sib Reise quer durch 2 Kontinente. Unter 200 Euro ging nix mehr und so buchte ich mit AirBaltic für 200 Euro Zürich-Tallinn am Freitag. Also noch einmal schlafen und los ging die Reise. Tallinn am späten Freitag Abend erreicht schaute ich mir noch kurz die Stadt bevors dann schon wieder in die Federn ging, alleine Trinken zu gehen hatte ich auch keinen Bock. Samstag dann erneut die recht schöne Stadt angeschaut und mal noch etwas die Sportplätze der Umgebung abgeklappert. Am Nachmittag war dann noch das Tallinn Derby zwischen FC Ajax Lasnamae und Flora Tallinn angesagt. Stadion herrlich in ner Plattenbausiedlung gelegen, ja, also Stadion ist etwas zu viel gesagt, ne kleine provisorische Tribüne auf der einen Seite war schon alles, sonst tristes Schweizer 5. Liga Ambiente. Die Massen (abgezählte 78 Zuschauer) konnte das Spiel zwischen dem Letzten und Ersten der Estischen Meisterliga auch nicht begeistern. Stimmung somit Fehlanzeige, aber dafür fährt man ja nicht in den Baltikum. Mit dem Nachtbus gings dann weiter nach Sankt Petersburg wo ich in aller herrgottsfrüh eintraf. Also mal noch etwas dem Geschehen am Sonntag morgen auf Sankt Petersburgs Strassen zugeschaut und für sehr kurzweilig befunden. Horden besoffener Assis die irgendwie herumtorkelten und sogar die russische Variante von Swissfuckers liess sich noch blicken. Später dann mal zum im Voraus gebuchten Hostel gegangen, welches ich ohne Marius SMS niemals gefunden hätte, liegt es doch im wohl grössten Assi-Hinterhof Sankt Petersburg, angeschrieben natürlich nicht, da verdient seine Brötchen wohl jemand nicht ganz legal... Das Hostel von Innen dann aber absolut top. In unserem Zimmer dann noch 2 ganz komische Inder, die eigentlich die nächsten 3 Tage wirklich nur in ihrem Bett rum lagen und mit ihrem Handy spielten, egal ob morgens um 8.00 Uhr oder Abends um 23.00 Uhr. Marius lag auch schon im Bett, er war am Vortag direkt von Basel bereits angereist und im Aufenthaltsraum lag dann auch noch Tüte der vom BVB Spiel bei Lech Poznan kam und den weg getrampt ist. Die Reisegruppe machte dann Lüku noch komplett der aber erst am Nachmittag eintreffen sollte. Und schon stand das nächste Spiel auf dem Plan. Wohl nach dem Moskauer Derby das Top Spiel in Russland stand auf dem Zettel. Zenit St.Petersburg empfing Spartak aus Moskau. Stadion natürlich mit 21400 Zuschauern ausverkauft, darunter rund 2500 Gäste aus der Hauptstadt. Während die Gäste akkustisch wie auch optisch eher enttäuschten überzeugte die Darbietung der hellblauen auf dem Feld wie neben dem Feld. Geschlossen die gesamte Kurve in weissen T-Shirts (zu Beginn von allen ausgezogen um sich zu vermummen) begann das Spektakel mit ner super schönen Choreo inkl rund 80 Bengalos, auch nachher wurd immer wieder gezündet, auch akkustisch war das doch schon sehr gut. Die gesamte Kurve zog eigentlich über die ganze Zeit gut mit, wenn auch teils etwas eintönig, wie mans halt kennt vom Osten. Zurück in der Innenstadt ging es dann nach einem kurzen Schwatz mit nem Spartak Hool der in unserem Hostel pennte relativ früh ins Bett, waren noch alle noch recht kaputt von der Anreise. Montags mal die ersten beiden Tickets für den Zug am Schalter abgeholt (gebucht hatten wir bereits im Voraus über die russische Bahn Seite) und etwas durch die Stadt gelatscht und dann nen richtig guten Montag Abend verbrachten, Marius und ich mussten natürlich den Abstiegsfrust mit reichlich Bier runter spülen und Lüku begnügte sich wie immer mit Tee. Tüte versuchte sein Glück für den heutigen Abend mal wieder bei ner Couchsurfing Tante. War schon gegen Mittag am Folgetag als ich das Hostel wieder betrat, muss also ein guter Abend gewesen sein... Die geniale Kneipe Fidel kann ich also jedem Reisenden nur empfehlen! Dienstag dann noch etwas Schlaf nachgeholt zeigte mir dann abends ne Bekanntschaft des gestrigen Abends noch die Stadt und was man halt so sehen muss von Russland... ;-) Endlich war es nun Mittwoch, der endgültige Start der grossen Zugreise nach Peking. Mit reichlich Proviant zugedeckt bezogen wir unsere Betten in der 3. Klasse (Grossraumwagen fuer 54 Leute) des Zuges nach Yekaterinenburg. Die ersten 40 Stunden Zugfahrten standen an. Übrigens rate ich jedem Transsib Reisenden mit der 3. Klasse zu reisen. Ist zwar ausserhalb Russlands schwer buchbar aber über die Russiche Bahnseite und etwas russisch Kenntnissen geht das ganz gut. Dazu spottbillig (Von Sankt Petersurg über Yekaterinenburg nach Irkutsk gerade mal 150 CHF) und man fährt ausschliesslich mit Einheimischen. Touristen haben wir auf dem ganzen Weg bis jetzt in der 3. Kategorie noch keine zu sehn bekommen. Komfort ist auch nicht viel schlechter als 2. Kategorie, zwar etwas eng und halt ziemlich heiß, aber der Spassfaktor ist sicher viel höher als wenn man in so nem 4er Abteil sitzt und kaum Kontakt mit anderen Leuten hat. Standesgemäss wurde gleich nach Abfahrt die ersten Bierchen geöffnet und nachdem Tüte wieder mal bewies das Deutsche nicht mit Schweizer Armeemessern umgehen können und fast seinen Finger abschnitt beim Versuch aus einer Pet-Flasche ein Shot-Glas zuzuschneiden. Als Schmerzmittel musste nun ne Flasche Vodka herhalten und von nun an wusste Tüte bald nichts mehr am Folgetag, wohl auch besser so... So erfuhr er am naechsten Morgen von seinen Heldentaten wie z.B. dass er "Schoene Tochter" auf russisch auf nen Zettel kritzelte und der Mutter nebenan vor die Nase hielt, herrlich. Kam aber fuer ihn natuerlich voellig unverstaendlich nicht so gut an, er war doch nur ehrlich... hehe. Dann halt mal in den Speisewagen, da war dann aber auch bald mal Schicht im Schacht. Durch unseren übermässigen Alkoholkonsum wurden die grössten Assis des Zuges nun aufmerksam auf uns und so durften wir fortan Kriegs-Veteranen und Tschernobyl-Ueberlebenden deren Lebensgeschichte anhören. Sofern das ging mit keinen Russisch resp. Englischkenntnissen. So trafen wir im ganzen Zug auf keinen einzige englisch-Sprechende Person. Aber mit Hand und Fuss und dem Sprachführer namens „Vodka“ ging auch das irgendwie. Am 2. Tag gingen wir dann alles etwas ruhiger an und so schlossen uns dann so langsam auch wieder die Leute ins Herz denen wir am ersten Abend noch etwas zu ausgiebig gefeiert hatten... Ja und dann war man dann auch schon bald in Yekaterinenburg...







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